Bernhard Lill

Multimedia-Journalist | Trainer

21 Tipps zum Videodreh mit dem Smartphone: So optimierst du deine Aufnahmen

Mit den Kameras und Videoapps vieler moderner Smartphones kannst Du professionell aussehende Videos filmen – sei es für soziale Medien, Marketingkampagnen oder persönliche Projekte. Wie Dein Videomaterial noch besser wird, erfährst Du in diesem Artikel.

1. Das Smartphone – Wähle Dein Werkzeug

Videodreh-die-Wahl-des-richtigen-Smartphones

Zuerst musst Du Dich für eines der beiden Betriebssysteme entscheiden: iOS oder Android. Es gibt gute Gründe, sich für ein iPhone zu entscheiden: zum Beispiel die lange Versorgung mit Updates und die nahtlose Zusammenarbeit von Hardware und Betriebssystem. Doch auch Android-Geräte haben Vorteile: zum Beispiel die Möglichkeit, den Speicherplatz durch Micro-SD-Karten zu erweitern, und eine große Auswahl an Geräten und Herstellern. Darüber hinaus gilt es, noch ein paar andere Dinge vor dem Kauf zu berücksichtigen:

• Kameraqualität: Mach Dich schlau, welche Smartphones gute physische Kameras verbaut haben. Testberichte helfen Dir dabei: zum Beispiel bei notebookcheck.com und test.de. Viele Smartphones verfügen heute über drei rückwärtige Linsen (Weitwinkel-, Superweitwinkel- und Telelinse) und eine Selfie-Kamera auf der Vorderseite. Die Anzahl der Linsen ist weniger entscheidend als deren Qualität! Je besser die Kameras deines Smartphones sind, desto qualitativ besser ist auch Dein Ausgangsmaterial für den Videoschnitt.

• Speicherplatz: Videodateien können eine Menge Speicherplatz belegen, daher ist ausreichend Speicherplatz auf deinem Smartphone wichtig. Bei Android-Handys lässt sich der Speicher oft durch "Micro SD"-Karten erweitern. Achte beim Kauf unbedingt darauf, dass die Karte schnell genug ist, um auch 4K-Videos aufzunehmen. Dies ist meist auf der Verpackung der Speicherkarten angegeben. Schaue nach Angaben wie Class 10, V30 und U3. iPhones bieten Dir diese Möglichkeit der Speichererweiterung nicht. Deshalb solltest Du bei iPhones schon von Anfang an den internen Speicherplatz groß genug wählen: zum Beispiel 256 GB.

Micro-SD-Karten- erweitern-den-Speicher-Deines-Smartphones


• Akkulaufzeit: Das Videodrehen kann den Akku schnell leersaugen. Stelle vor dem Kauf sicher, dass dein Smartphone eine gute Akkulaufzeit hat. Dabei können Dir wieder Testberichte helfen (siehe oben). Denn es ist ziemlich unhandlich, wenn Du beim Drehen eine Powerbank anschließen musst.

• Software: Die Kamera-App auf deinem Smartphone ist mindestens genauso wichtig wie die Qualität der Linse. Überprüfe, ob sie benutzerfreundlich und funktionsreich ist. Ein umfangreicher manueller Videomodus – beim Galaxy S21FE auch "Profi-Video" genannt (siehe unten) – gibt Dir mehr Möglichkeiten, die Qualität Deiner Videos von vornherein zu verbessern. Lies mehr darüber unter Punkt 2: Verwende den passenden Videomodus.


ein-profi-videomodus-sorgt-fuer-bessere-aufnahmen


2. Verwende den passenden Videomodus


Smartphones bieten mindestens zwei Videomodi, die sich für verschiedene Szenarien eignen. Die beiden Modi sind:

• Automatikmodus: Dies ist der Standardmodus, der für die meisten Situationen geeignet ist. Der Automatikmodus passt die Einstellungen der Kamera automatisch an die Lichtverhältnisse an. Außerdem kannst Du meist den Fokus und die Belichtung feststellen. Dieser Modus ist ideal für Schnappschüsse und spontane Aufnahmen beim Fotografieren. Fürs Videofilmen solltest Du dich aber auch mit dem manuellen Modus auskennen.

• Manueller Modus: Wenn du mehr Kontrolle über deine Aufnahmen möchtest, solltest du den manuellen Modus verwenden. Hier kannst du Einstellungen wie Belichtung, Weißabgleich und ISO manuell anpassen. Wenn die native Kamera-App nicht über genügend manuelle Einstellungen verfügt, kannst Du auf Drittanbieter-Apps ausweichen, zum Beispiel auf die kostenpflichtige App FilmicPro (siehe unten). Sie ist eine der besten Kamera-Apps fürs Filmen mit dem Smartphone – und für iOS und Android erhältlich. Eine Alternative für viele Android-Geräte ist auch die App mcpro24fps.

filmicpro-ist-eine-der-besten-film-apps-fuer-smartphones


3. Stabilisierung ist der Schlüssel


Wenn Du ohne Handy-Halterung aus der Hand drehst, besteht die Gefahr von Wacklern. Selbst kleinste Bewegungen können dazu führen, dass Deine Videos verwackelt aussehen. Hier sind einige Möglichkeiten, wie Du dieses Problem angehen kannst:

• Verwende ein Stativ: Es gibt viele kostengünstige Stative, manchmal sogar inklusive Halterung, die leicht zu transportieren sind. Oder Du bastelst Dir Dein Stativ einfach aus Alltagsgegenständen selbst:

Sebstgebastelte-Smartphone-Halterung


• Bildstabilisierung: Viele Smartphone haben mittlerweile eine integrierte Bildstabilisierung. Bei manchen Handys musst Du sie erst aktivieren, um Verwacklungen zu reduzieren.

• Gimbal: Ein Gimbal ist eine Art Aufhängung für Dein Smartphone und bietet die Möglichkeit, das Handy von außen elektronisch zu stabilisieren. Dadurch gelingen Dir flüssige, unverwackelte Aufnahmen – selbst wenn Du Dich bewegst. (Zur Bewegung der Kamera komme ich später noch einmal.)

Gimbals-helfen-Videoaufnahmen-zu-stabilisieren


4. Die Bedeutung des richtigen Lichts


Die Beleuchtung ist einer der wichtigsten Aspekte beim Videodrehen. Schlechte Lichtsituationen können Dein Videomaterial grobkörnig oder völlig unbrauchbar machen. Hier sind einige Tipps, wie du die Beleuchtung verbessern kannst:

• Vorhandenes Licht: Wenn möglich, nutze immer vorhandenes Licht. Filme entweder im Freien oder, wenn Du in Innenräumen filmen musst, in der Nähe von Fenstern.

• Vermeide Gegenlicht: Achte darauf, dass das Licht auf Dein Motiv fällt (Bild 2) und nicht von hinten kommt (Bild 1). Gegenlicht kann zu Silhouetten führen, Gesichter zu dunkel aufnehmen oder den Hintergrund überstrahlen lassen.

Filme-nie-gegen-das-LichtFiklme-immer-mit-dem-Licht-in-deinem-Ruecken


• Zusätzliches Licht: Innenräume erfordern möglicherweise zusätzliches Licht. Dafür gibt es zum Beispiel LED-Leuchten, um die Lichtsituation zu verbessern. Und die kosten nicht die Welt. :) Achte aber beim Kauf darauf, dass Du an der Leuchte die Farbtemperatur wählen kannst, um auch ein wärmeres Licht einstellen zu können.

5. Der richtige Fokus und die Bildkomposition


Die Art und Weise, wie Du deine Videos rahmst und den Fokus setzt, hat einen erheblichen Einfluss auf die Qualität deiner Aufnahmen. Hier sind einige Punkte, die du beachten solltest:

• Fokussierung: Tippe einmal lang auf dem Smartphone-Bildschirm auf den Teil des Motivs, der scharf gestellt sein soll. Damit sperrst Du in den meisten Kamera-Apps den Fokus. Dies stellt sicher, dass das Hauptmotiv scharf bleibt und sich der Fokus nicht auf eine mögliche Bewegung neben oder hinter dem Motiv scharf stellt. So etwas kann beim automatischen Fokus geschehen.

• Die Drittelregel: Nutze diese Abwandlung des "Goldenen Schnitts", um deine Aufnahmen ansprechender zu gestalten. Aktiviere dazu in der Kamera-App das "Raster". Dies teilt das Bild in neun Rechtecke ein. Platziere vor dem Filmen wichtige Elemente entlang der Linien oder an den Schnittpunkten. Oder, wie im Beispiel unten, auch in die Rechtecke!

Mit-der-Drittelregel-sehen-Fotos-und-Videos-spannender-aus


• Statische vs. bewegte Aufnahmen: Experimentiere mit statischen und bewegten Aufnahmen. Ein Mix aus beidem kann Deinem Video Dynamik verleihen. Bedenke aber immer: Wenn Du Dein Smartphone bewegst, soll sich die Notwendigkeit dafür aus der Story ergeben: Zum Beispiel kannst Du beim Filmen mit dem Handy einem davonfahrenden Auto folgen, einen Schwenk machen. Doch Vorsicht: Drehe solche Schwenks nicht aus der freien Hand. (Siehe 3. Stabilisierung ist der Schlüssel)

6. Auf die Audioqualität achten


Ein guter, das heißt klarer und verständlicher, Ton ist genauso wichtig wie perfektes Bildmaterial. Du kannst Dich nicht damit herausreden, dass Du bei "Social Media"-Videos ja eh Untertitel verwendest! :) Hier sind einige Tipps zur Verbesserung der Audioqualität:

• Externes Mikrofon: Wenn möglich, verwende immer ein externes Mikrofon, um die Klangqualität zu verbessern. Es gibt viele erschwingliche Optionen: Ein Standard-Mikrofon vieler Journalisten ist das Kragenmikrofon der australischen Firma Røde, das Smartlav+. Davon gibt es auch ein Funkstreckenmikrofon, das Røde Wireless Go II. Damit bist Du vor der Smartphone-Kamera – buchstäblich – ungebundener. Ein weiteres Kragenmikrofon (mit Kabel) kommt von der Firma Boya, das BY M1.

• Hintergrundgeräusche minimieren: Wenn möglich, drehe an ruhigen Orten, um störende Hintergrundgeräusche zu vermeiden.

7. Was Du bei der Nachbearbeitung beachten solltest

Die Postproduktion ist der letzte Schliff, der Deinen Videos den professionellen Touch verleihen kann:

• Videobearbeitungssoftware: Du kannst deine Smartphone-Videos am Desktop, auf dem Notebook oder mit dem Handy schneiden. Ich bevorzuge seit neun Jahren letzteres. Der Vorteil: Du musst keine Daten übertragen und kannst den Schnitt wirklich überall erledigen: Im Zug, im Café … wo Du willst. Nur solltest Du Kopfhörer dabei haben. :) Zu den wirklich empfehlenswerten Videobearbeitungsapps gehören: Kinemaster (für Android-Handys und iPhones, 45€ / Jahr), Lumafusion (für Android-Handys und iPhones, 28 - 35€ / Einmalzahlung) und die beiden kostenfreien Apps VN Video Editor und CapCut. Letztere App gehört allerdings zur chinesischen Firma ByteDance, zu der auch TikTok gehört. Und manche Firmen erlauben nicht die Installation dieser Apps auf Dienst-Handys.

• Musik und Soundeffekte: Füge Musik und Soundeffekte hinzu; sie können die Wirkung Deines Videos enorm verbessern. Wie Du kostenlose Musik für Deine Videos bekommst, habe ich Dir hier aufgeschrieben.

• Text und Untertitel: Verwende Text und Untertitel, um Deine Videos auch für hörbehinderte Menschen zugänglich zu machen. Die Videobearbeitungsapp CapCut liefert kostenlos automatische Untertitel, die Du noch manuell bearbeiten kannst. Andere Apps wie AutoCap liefern ansprechendere Captions – für einen Preis.

Fazit: Videos drehen mit dem Smartphone


Das Smartphone bietet eine leistungsstarke Plattform für das Videodrehen. Doch es erfordert einige Überlegungen und Kenntnisse, wie ich beschrieben habe, um qualitativ hochwertige Ergebnisse zu erzielen. Die Wahl des richtigen Smartphones, die Beachtung der
Beleuchtung, die Stabilisierung und die Nachbearbeitung sind entscheidende Schritte, um gute Videos zu produzieren – und die Aufmerksamkeit Deiner Zielgruppe auf Dich und Deine Inhalte zu lenken.

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